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Pressemitteilung

Rede von Ortsvorsteher Dr. Claudius Moseler zum Volkstrauertag

Rede zum Volkstrauertag 2014 in Marienborn

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir begehen heute den Volkstrauertag. An diesem Tag erinnern wir an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen. Der Volkstrauertag wurde bereits in der Weimarer Republik nach dem 1. Weltkrieg eingeführt. Im Dritten Reich wurde dieser Tag dann als sogenannter „Heldengedenktag“ missbraucht. Heute ist es hingegen ein „stiller“ Feiertag.

Aber wir sollten diesen Tag auch nutzen, um uns bewusst zu werden, dass der Volkstrauertag kein Relikt der beiden Weltkriege ist. So sitzen wir gerade auch in diesen Zeiten immer wieder fassungslos vor den Fernsehgeräten und bekommen tagtäglich die Konflikte dieser Welt und deren erschütternde Auswirkungen in Bildern nach Hause geliefert. Seien es nun die Auseinandersetzungen in der Ukraine, in Teilen Afrikas (Somalia), der Terror des Islamischen Staates oder der Konflikt im Nahen Osten zwischen Israel und den Palästinensern. Und angesichts dieser Konflikte müssen wir auch wieder feststellen, dass unser Land bzw. unser Kulturkreis immer noch keinen Weg gefunden hat, kriegerische Auseinandersetzungen in der Welt zu vermeiden. Im Gegenteil. Wir müssen sogar feststellen: Ein Teil unseres Wohlstands basiert auf der Produktion und dem Export von Rüstungsgütern und Kriegswaffen.

Das Volumen der Einzelausfuhrgenehmigungen für allgemeine Rüstungsgüter betrug laut Rüstungsexportbericht der Bundesregierung im Jahr 2011 5,4 Milliarden Euro, dazu kamen noch 5,4 Mrd. Euro für Sammelausfuhrgenehmigungen. Von den Ausfuhren, die tatsächlich stattgefunden haben, wird im Rüstungsexportbericht der Bundesregierung jeweils nur der Anteil für die Kriegswaffen erfasst, der für 2011 1,3 Mrd. Euro betrug. Trotzdem: Zahlen und Mengen, die uns zu denken geben sollten. Deutschland ist weltweit der drittgrößte Waffenexporteur mit 11 Prozent Weltmarktanteil nach den USA (30 Prozent) und Russland (23 Prozent) (Stand 2010) (1). Bei allen sog. Rüstungskontrollen: Wer garantiert uns, dass diese Waffen nicht irgendwann gegen uns gerichtet werden?

Und wir stehen natürlich nicht nur gegenüber uns selbst und unserem eigenen Land in der Verantwortung: Auch die Frage, wie wir die vom IS bedrohten kurdischen und christlichen Volksgruppen effektiv vor Völkermord und Vertreibung schützen können, bleibt unbeantwortet. Wir müssen helfen, aber noch mehr Waffen in Krisengebiete zu liefern, kann auf Dauer keine Lösung sein. Hat man einen Diktator erst einmal vertrieben, braucht man ein Konzept, wie es danach weitergehen könnte. Dabei müssen die Besonderheiten des jeweiligen Kulturkreises berücksichtigt werden. Sonst folgt die nächste Gewaltherrschaft, wie die Zustände im Irak zeigen.

Und eigentlich könnte Deutschland genau aus dieser Erfahrung schöpfen und diese Verantwortung für Konfliktvermeidung und Friedensdienste stärker in der Außenpolitik besetzen. Verantwortung übernehmen, aber mit immer weniger Waffen anstatt mit mehr Waffen. Hierzu brauchen wir in unserer Gesellschaft eine intensive Debatte um das friedenspolitische Verständnis Deutschlands und müssen die Ergebnisse auf internationaler Ebene einbringen. Damit entziehen wir Krieg und Terror nachhaltig den Boden. Der Volkstrauertag soll uns auch an diese ungelösten Fragen erinnern und zum aktiven Handeln mahnen.

Lassen Sie uns daher an alle Toten und Opfer von Gewaltherrschaft und Kriegen heute in Stille gedenken. Aber lassen Sie uns auch einen Blick in eine friedlichere Zukunft wagen.

Ich bedanke mich für Ihr Kommen. Vielen Dank.

Quelle: (1) de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_R%C3%BCstungsexport 

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